Auszüge aus dem Gedichtband "Geh' Dicht" (2008) - nicht mehr erhältlich
Elementarer Sommer
Ich, Wände, die Decke
Der Sommer ist heiß
Die Nächte sind klebrig
Ich, Hände, Nass – Schweiß
Ich, Wände, die Decke
Und wieder herum
Und dann erneut anders
Drei Stunden schon 'rum
Ich, Wände, die Decke
Bin ich nicht allein;
Ich, Wände, die Decke
Und so schlief ich ein
Hinter den schwarzen Bergen herrscht Krieg
Hinter den schwarzen Bergen herrscht Krieg
Von hier sind dennoch bloß Bäume zu sehen
Und wenn Du auch traust hinüber zu ziehen
S'sind doch ganz vergebliche Mühen
Drum' geh', wenn Du meinst, es würde nicht schaden
Hinter den schwarzen Bergen herrscht Krieg
Jedoch, wenn man lauscht, hört man kein Geräusch
Als schwieg die Natur und das Tier
Alleine dem Kriege zur Zier
Möglich; bald kracht das Unterholz
Hinter den schwarzen Bergen herrscht Krieg
Sag: Was ist Dir lieb auf dieser Welt?
Möchtest Du Dich leise bekennen?
Um nicht laut Deine Wünsche zu nennen?
Und gingest hinauf, den Frieden zu stiften
Hinter den schwarzen Bergen herrscht Krieg
Ein Krieg – wohl – wie kein Zweiter
Keine Rauchschwad' am Himmel
Kein Soldatengewimmel
Und trotzdem ist Krieg hinter den schwarzen Bergen
Es dachte: ein Fisch
Wer ist denn „Ich“
Fragt da der Fisch
Den, dem er glich
Und schon verblich
Der Fisch ansich
Vergeblich Fisch;
Vergänglich' „Ich“
Wo hab' ich meine Uhr vergessen
Wo hab' ich meine Uhr vergessen?
Im Arbeitszimmer oder Ess?
Ja – hab ich vielleicht dort gegessen?
Die Lippen aufeinander press
Sie könnte auch im Wohnbereich
Versteck gefunden haben
Oder gestern hinterm Gartenteich
Hat sich der Hund vergraben
Auf der Nase hab' ich schon geguckt
Doch dann – Todesstille:
Hätt' mich beinahe verschluckt:
Such' ja die Uhr und nicht die Brille!